Übung im Silobad



Übung im Silobad

Plötzlich ins Wasser gefallen

29.10.2015 Von THORBEN PEHLEMANN Wie lange dauert es, bis Menschen in schwerer Sport- oder Arbeitskleidung im Wasser untergehen?
Wie lange können sie schwimmen, bis die Kraft schwindet?
Dieses Szenario testete gestern die Stiftung zur Vermeidung von Verkehrsopfern in Deutschland im Silobad.



Foto: Maik Reuß Kaum ins Wasser gefallen saugt sich die Montur von Eishockeyspieler Ville Kärkäs voll und zieht ihn nacht unten

Unterliederbach.

Es platscht – und plötzlich schwimmt Rolf Zöller, 50 Jahre alt, im kalten Wasser eines Freiluftbeckens im Silobad. Der Feuerwehrmann trägt seine volle Arbeitsmontur, also schwere Jacke, Hose, Stiefel und Handschuhe, auf dem Rücken eine Sauerstoffflasche, vor dem Gesicht eine Atemmaske, auf dem Kopf einen Helm – insgesamt wiegt er 135 Kilogramm.

Dieses Gewicht, so ließe sich annehmen, sollte Zöller sehr schnell in Richtung Beckengrund ziehen. Tatsächlich allerdings verleiht ihm die Luft in seiner Kleidung zunächst einmal Auftrieb und hält ihn an der Wasseroberfläche. 40 Sekunden lang schwimmt er dort auf der Stelle, ehe Arthur Möller (75) den Test abbricht.

Für die von ihm gegründete Stiftung zur Vermeidung von Verkehrsopfern in Deutschland (VVV) überprüfte Möller gestern, wie lange es dauert, bis Menschen in schwerer Sport- oder Arbeitskleidung im Wasser untergehen. „Ich will Unfallopfer vermeiden“, sagt Möller, der 40 Jahre lang als Prüfingenieur und Sachverständiger in der Automobilbranche arbeitete und sich seit Jahren ehrenamtlich für Sicherheit im Straßenverkehr einsetzt – weil er selbst drei Familienmitglieder bei einem Unfall verlor. Die Messungen, die Möller gestern durchführte, werden nun an Lehrbuchverlage, Berufsschulen, Fahrdienstausbildungsstellen und ähnliche Institutionen weitergeleitet, damit sie den Weg in die Bevölkerung finden. „Jeder sollte etwas tun, das zur Verbesserung der Welt beiträgt“, findet Möller.

Die Chance bleibt

Im Silobad lernt er, „dass man nicht sofort ertrinkt, wenn man in voller Montur ins Wasser fällt. Man hat noch eine bis drei Minuten Zeit, um zum rettenden Ufer zu schwimmen.“ Im Falle von Rolf Zöller ermittelt er, dass der Feuerwehrmann 48 Sekunden brauchte, um 14 Meter zu schwimmen – und dass er nach seinem Fall ins Wasser 15 Kilo mehr auf die Waage bringt. „Das Wasser kam schlagartig durch“, erzählt Zöller schwer atmend hinterher: „Man wird dann wie ein Stein runtergezogen, das Schwimmen fällt immer schwerer. Aber es bleibt ein kurzer Überlebenszeitraum.“

Eigentlich will Arthur Möller auch einen Polizisten in Arbeitsmontur ins Wasser plumpsen lassen, doch habe die Polizei kurzfristig abgesagt. Stattdessen kontrolliert er zusätzlich das Sinkverhalten eines Motorradfahrers, eines Eishockeyspielers und eines Anglers. Bei allen dreien zeigt sich derselbe Effekt wie beim Feuerwehrmann: Sie werden von der Luft in ihrer Kluft zunächst an der Wasseroberfläche gehalten, dann beschwert sie das Wasser rapide. Alle drei Tests werden nach 40 bis 58 Sekunden abgebrochen.

Der Motorradfahrer schwimmt noch 25 Meter in 1.06 Minuten, der Eishockeyspieler schafft 50 Meter in 2.05 Minuten und der Angler 52 Meter in 1.47 Minuten. Letzter, verkörpert von Bademeister Marc Listmann, meint aber: „Wer nicht als Rettungsschwimmer ausgebildet ist wie ich, der kriegt ein Problem. Das Wasser zieht dich stark nach unten.“ Seine Anglerhose füllt sich mit zusätzlichen 17 Kilo.

Weitere Faktoren

Wirklich realistische Rückschlüsse auf Notsituationen erlauben die Tests am Ende jedoch nur bedingt, weil variable und unvorhersehbare Faktoren fehlen, etwa die Strömung eines Gewässers, die das Schwimmen zusätzlich erschwert. Außerdem sind die geschwommenen Entfernungen kaum vergleichbar, weil Motorradfahrer und Feuerwehrmann bereits über 50 Lenze zählen, während Eishockeyspieler und Angler gerade 19 und 25 Jahre jung und somit entsprechend kräftiger und beweglicher sind. Nicht zu unterschätzen sei auch der Kälteschock beim plötzlichen Fall in ein Gewässer, erklärte Möller: „Dann schluckt man beim Luftholen auf einmal Wasser und ertrinkt.“

Für den Ernstfall hält Möller daher folgenden Tipp parat: „Man sollte möglichst ruhig Luft holen und nicht in Panik verfallen: Unter Wasser kann jeder acht Sekunden lang die Luft anhalten. Dann zum Ufer oder zu einem schwimmenden Wrackteil schwimmen – am besten auf dem Rücken.“
Quelle:Frankfurter Neue Presse vom 29.10.2015 Seite 15

















VvV, Bonameser Str. 5, 60433 Frankfurt/M ehrenamtl. Vorstandsvors. Dipl.Ing. A. Möller
mobil: 0171 8017765

Internetseite:
www.stiftung-vvv.de
e-mail: info@stiftung-vvv.de Not – Schwimm – Versuch am 28.10.15
im Freibad
Silo-Bad F-Höchst
Lufttemperatur: 10° C
Wassertemperatur: 12° C


Initiator: Dipl.Ing. Arthur Möller Kfz-Sachv./Verk.-Si.-Ing.
Bonameser Str. 5, Tel. 069-5222525, 60433 Frankfurt-M.
Hy 0171-8017765, e-mail: info@stiftung-VvV.de

Akteure: als:

Motorradfahrer: Volker Kinast Hy 0171-4725864
50 J. 2. Vorsitzender: VvV
Berufsschullehrer an der Heinr.Kleger-Schule
für Kfz-Technik in Frankfurt/Main

Feuerwehrmann: Rolf Zöller Hy 0173-1620375
50 J. Rettungsspezialist bei einer großen städt. Berufsfeuerwehr

Eishockeyspieler: Ville Kärkäs Hy 069-20018217
17 J. Schüler/Student
Nachwuchs Frankfurter Löwen e.V.

Angler m. Wathose: Marc Listmann
25 J. Rettungsschwimmer + Bademeister, erreichbar über Fr. Schrank,
Leiterin Silo-Bad, T. 069-271089 bis 14.00 h

Polizist Die Polizei, Ffm., hatte kurzfristig abgesagt,
wird vielleicht nachgeholt.


Messergebnisse: siehe Presseartikel vom 29.10.15
NP Seite 15 + FR Seite F 10 + FAZ Seite 35
aus Not-Schwimmversuch am 28.10.15 im SILO-Bad Ffm.-Höchst



Fall 1:
Wenn ein 50-jähriges Feuerwehrmann – 135 kg trocken + 15 kg Wasser = 150 kg schwer –
in voller Montur + Sauerstoffflasche u. Atemschutzausrüstung in`s Wasser stürzt
- kaltes Schwimmbecken 12° C -:

Kann er sich etwa 100 Sek. im Wasser über Wasser halten und dabei 30 m = 0,3 m/Sek. zurücklegen auf dem Rücken schwimmend.

Fall 2:
Wenn ein 50-jähriger Motorradfahrer in voller Montur in 12° C kaltes Wasser stürzt …….
und dabei wird er 10 kg schwerer von 75 kg auf 85 kg:
Kann er etwa auf dem Rücken schwimmend 200 Sek. rückwärts schwimmen und dabei
0,4 m/Sek., also 80 m, zurücklegen.

Fall 3:
Wenn ein 17-jähriger Eishockeyspieler in voller Montur in 12° C kaltes Wasser einbricht ….
dabei wird er auch 10 kg schwerer (v. 83 kg auf 93 kg):
Kann er, auf dem Rücken schwimmend, ebenfalls 200 Sek. schwimmen und dabei 0,4 m/Sek., als 0,80 m zurücklegen.

Durchgeführte Notschwimmversuche
am 28. Okt. 2015 im SILO – Freibad in Ffm.-Höchst/Liederbach



Wir bedanken uns für die kostenlose Unterstützung bei

- Stadt Frankfurt/M. OB H. Feldmann
Stadtrat, Herrn Frank

- Presse u. InfoAmt Frau Brechel

- Städt. Bäderbetriebe Herrn Müller, Herrn Nauheimer, Frau Schrank

- bei der örtl. DLRG Rettungsschwimmer

- beim örtl. ASB Rettungssanitäter

- bei der Presse HR-Hessen.de, RTL, F.A.Z.,
F-Rundschau, F-Neue Presse,
Danke für die schönen Berichte.

- Angler e.V. Nied Herr Diehl, Herr Malorny

- und den Mitarbeitern von Frau Schrank vor Ort – SILO-Bad

und nicht zuletzt bei den 4 mutigen Männern „als Unfallopfer“
Herrn Kinast, Herrn Zöller, Herrn Listmann, Herrn Kärkässiehe Gruppenfoto –Alle Mitwirkenden/ehrenamtlichen Helfer haben am 28.10.15 einen stattlichen Beitrag zur
Erhaltung der Volksgesundheitgeleistet.

gez. Arthur Möller, 1. Vors. des VvVs